ver.di fordert Moratorium
Empörung über Zustände bei S-21-Firmen
Empörung haben die Berichte über Missstände auf der S 21-Baustelle ausgelöst, die am Montag eine Prüfung des Zolls zu Tage gefördert hatte. Die Vorhaltungen reichen von illegaler Leiharbeit über Beschäftigung von Scheinselbstständigen und fehlender Anmeldung bei der Sozialversicherung. ver.di wirft den Firmen außerdem untertarifliche Bezahlung und Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz vor, sagte der für das Sicherheitsgewerbe zuständige Gewerkschaftsekretär Bernd Wuttig. So würden Wachleute auf der Basis von 40o-Euro-Jobs beschäftigt, die einen Stundenlohn von sechs Euro bekämen. Dies sei deutlich weniger als der tariflichen Mindestlohns im Wach- und Sicherheitsgewerbe in Baden-Württemberg, der bei von 8,46 Euro liegt und allgemeinverbindlich ist. Zudem würden die zulässigen Arbeitszeiten fast regelmäßig überschritten. Mithin müssten die Wachmänner bis hin zu 14-Stunden am Tag arbeiten.
Wegen der Kostenexplosionen bei „Stuttgart 21“, immer größeren Zweifeln am Funktionieren des geplanten Tiefbahnhofs und der aktuellen Sozialskandale schließt sich ver.di Stuttgart der Forderung nach einem Moratorium an, erklärte Klumpp. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Beschäftigten müssten dabei ebenfalls auf den Prüfstand.
Verantwortlich für die Verstöße gegen das Arbeitsrecht am Stuttgarter Hauptbahnhof sind laut ver.di die Bahn AG als Auftraggeber und die beauftragten Unternehmen. Unter andern die Firma SOB, eine Tochter der bundesweit tätigen Sicherheitsdienstes Securitas. ver.di kritisiert, dass SOB-Beschäfitgten in der seriös anmutenden Dienstkleidung der Bahn zu Dumpingbedingungen arbeiten müssten. Der stellvertretende ver.di-Geschäftsführer Peter Klumpp vermutet dahinter eine gezielte Täuschung der Sicherheitsfirma und der Bahn AG.
Leere Arbeitsplatz-Versprechungen
Die vom Stuttgart-21-Projektsprecher Wolfgang Drexler versprochenen 17.000 neuen Arbeitsplätze nannte Klumpp eine durch nichts belegte Propagandazahl. Bei einem Verzicht auf Stuttgart 21 könnten viele Arbeitsplätze in der Daseinsvorsorge erhalten bleiben, die jetzt von Kürzungen bedroht seien. Mit einer Sanierung und Moderniesiserung des Kopfbahnhofs könnten zudem viele und vor allem „anständige Arbeitsplätze“ im Bereich der Bauindustrie und benachbarter Branchen finanziert werden. Und dies bei geringeren Kosten.